2025-11-12T10:54:31+0000

Lackierzentrum Niedernhall: Nachhaltigkeit als Haltung und Erfolgsmodell

Nachhaltigkeit besteht nicht aus einem einzigen großen Schritt, sondern aus vielen einzelnen Entscheidungen. Das zeigen Sonja und Zeljko Banic seit mehreren Jahren eindrucksvoll. Ihr 2019 in Betrieb genommenes Lackierzentrum Niedernhall nimmt heute eine Vorreiterrolle in Sachen Ressourceneffizienz ein und beweist: ökologisches Verantwortungsbewusstsein und wirtschaftlicher Erfolg gehen Hand in Hand. ## „Nachhaltigkeit ist kein Projekt, sondern eine Haltung“ „Für uns ist Nachhaltigkeit keine Pflichtaufgabe, sondern eine Haltung, die tief im Unternehmen verankert ist“, erklärt Geschäftsführerin Sonja Banic im Gespräch mit schaden.news. Sie treibt das Thema seit Jahren voran – mit Leidenschaft, aber auch mit einem klaren Blick auf Zahlen und Fakten. Nachhaltigkeit bedeutet für sie, Prozesse und Produkte regelmäßig kritisch zu hinterfragen und mutig Entscheidungen zu treffen, selbst wenn sie auf den ersten Blick unbequem erscheinen. Ein Beispiel: 2021 ersetzte das Lackierzentrum Niedernhall einen noch funktionierenden Druckluftkompressor durch ein effizienteres Modell mit Frequenzumwandlung. Eine Investition, die sich lohnte – die Energiekosten sanken von 4.000 auf 1.600 Euro pro Jahr, die Amortisation war nach nur 20 Monaten erreicht – auch dank einer damaligen Förderung von 40 Prozent und dem Erlös des alten Kompressors. „Das zeigt, dass Ökologie und Ökonomie keine Gegensätze sind. Im Gegenteil: Wer investiert, profitiert doppelt“, so Banic. ## Nachhaltig reparieren: viele kleine Schritte mit großer Wirkung Besonders eindrucksvoll ist die Vielzahl der Maßnahmen, die das Ehepaar Banic konsequent umgesetzt hat, um nachhaltiger zu reparieren. Seit Inbetriebnahme des KfW-55-Gebäudes im Jahr 2019 versorgt eine 53 KW Photovoltaikanlage zusammen mit einer Wärmepumpe den Neubau weitgehend mit regenerativer Energie. Ein großer Hebel war zudem die Umstellung auf 100 Prozent Ökostrom. Auch im Reparaturprozess selbst wurde über die Jahre an vielen kleinen Stellschrauben gedreht: Unter anderem wechselte der Betrieb von Druckluft- zu Akkugeräten, stellte auf LED-Beleuchtung um und schaffte den ressourcenintensiven Finish-Prozesses durch die fortlaufenden Optimierungen im Lackierprozesses fast vollständig ab. Wie Sonja Banic im Gespräch mit schaden.news berichtet, konnten durch gezielte Prozessoptimierungen nicht nur der Verbrauch von Lacken, Schleif- und Poliermitteln deutlich reduziert werden. Der weitaus größere Mehrwert lag jedoch darin, dass dadurch wertvolle Platz- und Personalressourcen freigesetzt wurden. Darüber hinaus setzen die Inhaber auf energieschonende Lackmaterialien von Glasurit: Neben der Reihe 100 sind beispielsweise UV-Materialien sowie lufttrocknende Produkte im Einsatz. Mittelfristig soll außerdem die vollautomatische Mischmaschine Alpha installiert werden, um das Ausmischen der Farbtöne noch präziser und effizienter zu gestalten. ## Nur Investitionen reichen nicht, Umdenken ist gefragt Nachhaltigkeit bedeutet für Sonja und Zeljko Banic nicht nur technische Investitionen, sondern vor allem ein Umdenken in der Organisation. „Es geht darum, Transparenz über die eigenen Prozesse zu schaffen und zu verstehen, wo Energie, Zeit und die richtigen
Materialien eingesetzt werden – und wo sich mit kleinen Anpassungen große Wirkungen erzielen lassen. Doch um wirklich zu verstehen, muss man messen und Daten erfassen – nur so entsteht die Basis, um gezielt handeln und verbessern zu können“, erklärt Sonja Banic. Die Digitalisierung ist dabei ein wichtiger Hebel, der die Abläufe laut der Geschäftsführer schlanker, effizienter und zugleich umweltfreundlicher macht – von der Administration bis ins Lager. ## Messbare Erfolge All diese Schritte mögen für sich genommen klein erscheinen. Doch in der Summe haben sie eine enorme Wirkung: Sie senken den Energieverbrauch, reduzieren Abfälle und verbessern die CO₂-Bilanz spürbar. Und das spiegelt sich auch in eindrucksvollen Ergebnissen wider: Allein über die letzten vier Jahre reduzierte der Betrieb den Gasverbrauch um rund 40 Prozent und den CO₂-Ausstoß um 65 Prozent – das entspricht 80 Tonnen CO₂ oder dem Jahresstromverbrauch von 50 Haushalten. Dass der Betrieb damit branchenweit Maßstäbe setzt, bestätigt eine unabhängige Untersuchung der Technischen Universität München: Das Lackierzentrum Niedernhall weist – unabhängig von zugekaufter Energie oder Kompensationen – den niedrigsten CO₂-Ausstoß pro verkaufter Arbeitsstunde aller in der Untersuchung berücksichtigten K&L-Betrieben in Deutschland auf. ## Persönliche Motivation und Branchenengagement Doch die Effizienzmaßnahmen wirken sich nicht nur auf die Umweltbilanz aus, sondern auch auf den Arbeitsalltag. Mit elf Mitarbeitenden schafft der Familienbetrieb heute bis zu 120 Reparaturdurchläufe im Monat. Prozesse sind schneller und schlanker geworden, unterstützt durch digitale Systeme und innovative Technik. Sonja Banic weiß jedoch auch: „Je nachhaltiger ein Betrieb ist, desto schwieriger wird es, weitere Einsparungen zu erzielen.“ Doch genau das spornt sie an: Regelmäßig wertet sie CO₂-Bilanzen aus, stellt Maßnahmen auf den Prüfstand und sucht weitere Stellschrauben zur Optimierung. Aus diesem Grund hat sie sich vor einigen Jahren weitergebildet und weiß als akkreditierte Ressourceneffizienzberaterin der Umwelttechnik Baden-Württemberg heute genau, worauf es ankommt. Ihr Wissen gibt sie in Vorträgen und Workshops weiter. „Dabei wird eines immer wieder klar: Viele Betriebe wissen, dass Nachhaltigkeit wichtig ist – aber ihnen fehlt oft der Zugang zur praktischen Umsetzung“, betont sie und ergänzt: „Nachhaltigkeit geht weit über die bloße Reparatur von Fahrzeugen hinaus. Dazu gehört auch, Strukturen, Prozesse und Denkweisen zu „reparieren“, um die eigene Organisation widerstandsfähig und zukunftsfähig zu machen.“ ## Transparenz gegenüber Auftraggebern schaffen Nicht zuletzt ist sich Sonja Banic sicher, dass es sich auch mit Blick auf Auftraggeber lohnt, wenn Betriebe nachweislich aktiv in Sachen Nachhaltigkeit sind. Denn, so die
Betriebsinhaberin: „Viele unserer Kunden – insbesondere die Versicherer – gehören laut CSRD-Berichtspflicht in die Kategorie der berichtspflichtigen Unternehmen. Damit sind wir Teil ihrer Lieferkette. Und genau deshalb ist es sinnvoll, wenn Betriebe sich hier frühzeitig positionieren, Transparenz schaffen und ihren Beitrag leisten.“ Auch deshalb engagiert sich das Lackierzentrum Niedernhall als einer von insgesamt vier Reparaturbetrieben für einen branchenweiten Nachhaltigkeitsstandard. Auf Initiative des Lackherstellers BASF arbeiten verschiedene Branchenplayer – darunter Kfz-Versicherer, Schadensteuerer, Prüforganisationen sowie Industriepartner und Kfz-Betriebe – seit letztem Jahr intensiv daran, einen praxistauglichen Standard zu definieren. „Dieser Standard ermöglicht es jedem Betrieb, sich nicht nur durch eine neutrale Prüforganisation einstufen zu lassen, sondern bietet zugleich eine Orientierung. Gleichzeitig ist er für uns Betriebe eine wertvolle Selbstreflexion sowie ein Tool für die kontinuierliche Weiterentwicklung. Auf diese Weise können sich Betriebe neu positionieren und ihre Stärken sichtbarer machen“, betont Sonja Banic in diesem Zusammenhang. ## Innovation und Zukunftspläne Und weil Nachhaltigkeit für Sonja Banic kein Endpunkt, sondern ein kontinuierlicher Weg ist, plant die Geschäftsführerin gemeinsam mit ihrem Mann bereits für die Zukunft. „Um uns als Kompetenzzentrum zu etablieren, wollen wir unser Lackierzentrum erweitern und planen eine neue Halle für die Karosserie. Außerdem stellen wir eigene Überlegungen zu verschiedenen Innovationen im Lackierbereich an“, verrät sie. Gleichzeitig investiert das Team in Zukunftstechnologien der E-Mobilität – als Tesla Approved Body Shop und E-Mobilitätsfachbetrieb sieht sich das Lackierzentrum Niedernhall schon heute für die Herausforderungen von morgen gut aufgestellt.
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