2025-11-05T12:42:54+0000

„Schon mit 14 Jahren war klar, ich möchte Karosseriebauerin werden und den Betrieb übernehmen“

Als Karosseriebaumeisterin, Geschäftsführerin und Mutter verkörpert die 35-jährige Carolin Ehmann nicht nur eine neue Generation, sondern beweist auch tagtäglich, dass Frauen im K&L-Handwerk angekommen sind. [Seit Beginn dieses Jahres führt Carolin Ehmann den gleichnamigen Familienbetrieb gemeinsam mit ihrem Vater Markus.](https://schaden.news/de/article/link/44491/betriebsportrait-karosseriebau-ehmann) Für die 35-Jährige ging damit ein Traum in Erfüllung, auf den sie lange und mit großem Eifer hingearbeitet hat. „Schon mit 14 Jahren war mir klar, dass ich Karosseriebauerin werden möchte. Mein Vater war davon allerdings nicht so begeistert, auch weil der Beruf natürlich körperlich anspruchsvoll ist“, erinnert sich die junge Frau im Gespräch mit schaden.news. ## Den eigenen Weg gehen: Ausbildung bei Hundertmark Doch Carolin Ehmann ließ sich nicht von ihrem Weg abbringen, entschied sich allerdings bewusst gegen eine Ausbildung im väterlichen Betrieb. Nach dem Fachabitur mit kaufmännischer Ausbildung absolvierte sie ihre Ausbildung zur Karosseriebauerin beim Karosserie- und Lackierfachbetrieb Hundertmark in Darmstadt. Ein Schritt, den sie nie bereut hat: „Ich denke gern an die Zeit zurück. Es war die richtige Entscheidung, die Ausbildung nicht im väterlichen Betrieb zu machen.“ Stattdessen lernte sie das Handwerk von Grund auf, ohne den Schatten des Familiennamens. ## Rückkehr mit Plan und Vision 2012 kehrte sie als Gesellin in den väterlichen Betrieb nach Mörlenbach zurück, war dort zunächst in der Karosserieabteilung tätig. Doch sie wollte mehr: „Die Betriebsübernahme war immer mein Traum“, sagt sie heute. Zwischen 2015 und 2016 absolvierte die damals 25-Jährige die Meisterschule in Vollzeit – zusätzlich erwarb sie auch den Lkw-Führerschein, um flexibel mit allen Fahrzeuggrößen arbeiten zu können. „Rückblickend war Karosseriebau auch deshalb die richtige Wahl, weil dieses Wissen grundlegend für die Kalkulation der Unfallschäden ist“, betont sie im schaden.news-Gespräch. In den letzten Jahren hat die Karosseriebaumeisterin Stück für Stück gemeinsam mit ihrem Vater Markus die Unternehmensübergabe angestoßen, wurde immer stärker in betriebliche Entscheidungen einbezogen. Mit dem Eintritt in die Geschäftsleitung in diesem Jahr ist ein weiterer Meilenstein getan. Die aktuelle Kombination aus jahrzehntelanger Erfahrung und frischen Impulsen tut dem Betrieb aus Sicht von Carolin Ehmann gut, trotzdem wird sich der Senior und Betriebsgründer Markus Ehmann peu-a-peu weiter zurückziehen. ## Verantwortung übernehmen heute und in Zukunft Doch der Weg dorthin war nicht immer leicht. „Das erste halbe Jahr war in vielerlei Hinsicht schwierig für mich als Frau und noch dazu als Unternehmertochter, aber ich habe mich durchgesetzt. Heute steht das komplette Team hinter mir.“ Dieses Team ist der größte Schatz des Betriebs: 19 Mitarbeitende, darunter zwei Auszubildende. Und die will Carolin Ehmann mit neuen Impulsen und moderner
Ausstattung in die Zukunft führen. In den vergangenen Jahren hat sie viele Prozesse im Betrieb modernisiert: Ob Digitalisierung, automatisierte Lackmischtechnik mit der MoonWalk von PPG oder der Einsatz der neuen Farbtonfindungssoftware VisualizID – ihr Ziel: Prozesse effizienter und zukunftssicher gestalten. Gleichzeitig nutzt sie soziale Medien wie Facebook oder Instagram, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Mit Erfolg, wie sie berichtet: „Tatsächlich haben wir in diesem Jahr deutlich mehr qualitative Bewerbungen erhalten“, berichtet sie. ## Vollgas im Alltag – und das auf allen Ebenen Neben ihrer Rolle als Geschäftsführerin ist Carolin Ehmann auch im Ehrenamt aktiv: Als Mitglied im Karosseriebauer-Prüfungsausschuss der Innung Südhessen nimmt sie regelmäßig Gesellenprüfungen ab. Ein Engagement aus Überzeugung, wie sie selbst erklärt: „Die Ausbildung junger Menschen ist unsere einzige Option im Kampf gegen den Fachkräftemangel.“ Und als wäre das nicht genug, ist die 35-Jährige zudem Mutter von zwei Söhnen und meistert damit täglich den Spagat zwischen Familie und Unternehmensführung – mit bemerkenswerter Energie und Disziplin. Dass das nicht immer einfach ist, verschweigt sie nicht. Aber sie zeigt, dass es machbar ist – mit Leidenschaft, Struktur und einem starken Team im Rücken.