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2025-08-06T10:42:51+0000

Restaurierung Kelly-Bus: Fahrendes Stück Musikgeschichte soll mit DEKRA-Unterstützung wieder auf die Straße

Wenn Leidenschaft auf technisches Know-how trifft, entstehen Projekte, die weit über das normale Geschäft im Unfallschadenmarkt hinausgehen. So auch bei der aufwendigen Restaurierung eines der legendären Tourbusse der Kelly Family – ein fahrendes Stück Musikgeschichte. Dank einem engagierten Netzwerk aus Fachleuten, darunter der Sachverständigenorganisation DEKRA, könnte es bald wieder auf deutschen Straßen unterwegs sein. ## Vom Londoner Doppeldecker zum Kultfahrzeug Der Bus, ursprünglich ein offener Doppeldecker für Stadtrundfahrten in London, wurde Ende der 1980er-Jahre von der Kelly Family gekauft und zum Tourfahrzeug umfunktioniert. Legendär sind die Bilder, auf denen die musikalische Großfamilie auf dem Oberdeck musiziert. Doch nach seinem letzten Einsatz 1993 verschwand der Bus in der Versenkung – bis der Musiker und Extremsportler Joey Kelly ihn rund 30 Jahre später reaktivieren wollte. ## Restaurierung mit Tempo und Teamgeist Ein ambitioniertes Unterfangen, denn das Fahrzeug war in einem desolaten Zustand: technisch außer Betrieb, optisch verwittert. Die erste Etappe der Wiederbelebung führte im vergangenen Oktober zu IRS Gerardy in Polch. [Dort restaurierten Karosseriebauer und Fahrzeuglackier der IRS Gruppe aus der ganzen Republik den Bus gemeinsam mit Joey Kelly im Rahmen einer Speedpainting-Challenge (schaden.news berichtete). ](https://schaden.news/de/article/link/44244/irs-und-joey-lackieren-kelly-family-bus-in-48-stunden) ## Technik in DEKRA-Händen Für die weitere Restaurierung steht der Bus nun in der Werkstatt Lambert Fehlen in Siegburg. Hier wurde und wird die Mechanik des Busses instandgesetzt, koordiniert von Carsten Bräuer, Oldtimerspezialist und Leiter der Projektkoordination bei DEKRA. „Als ich den Bus im November zum ersten Mal sah, war der Motor noch außer Betrieb und die Einspritzpumpe defekt“, berichtet Carsten Bräuer. Inzwischen fährt der Bus wieder – eine neue Einspritzpumpe sei eingebaut, die Mechanik in weiten Teilen instand gesetzt. ## Herausforderungen bei der Straßenzulassung DEKRA übernimmt nun die Begutachtung im Hinblick auf eine erneute Straßenzulassung. Eine Herausforderung, denn: Die Originalpapiere sind verschollen. „Joey Kelly sucht fieberhaft nach Kopien. Wenn wir nichts finden, müssen wir den Bus komplett vermessen, wiegen und viele Details zur Erstzulassung selbst rekonstruieren“, erklärt Carsten Bräuer im schaden.news-Gespräch. ## Sicherheitsaspekte im Fokus Zusätzlich sind noch technische Anpassungen notwendig: So muss etwa das Geländer auf dem Oberdeck erhöht werden – nicht zwingend vorgeschrieben, aber ein Sicherheitsaspekt, auf den DEKRA und Joey Kelly gemeinsam achten. Auch Unterboden, Bremsanlage und Lichttechnik müssen geprüft, gereinigt oder konserviert werden, bevor das Fahrzeug wieder eine Plakette erhalten kann. ## Projekt ist Herzenssache Die Zusammenarbeit verläuft in enger Abstimmung zwischen Joey Kelly, der Werkstatt
Lambert Fehlen und DEKRA. „Wir haben alle das gleiche Ziel: Ein sicheres, funktionstüchtiges Fahrzeug, das den technischen Anforderungen genügt“, betont Carsten Bräuer. Für ihn ist das Projekt mehr als ein Auftrag – es ist Herzenssache. „Ich bringe die notwendige Empathie für solche Fahrzeuge mit. Schließlich ist das kein 2025er-Neuwagen, sondern ein Stück Kulturgeschichte.“ ## Ziel: Straßenzulassung zum Ende des Jahres Das Fahrzeug soll zukünftig technisch einwandfrei über die Straßen rollen. „Joey Kelly will kein „Show-Fahrzeug“, sondern in erster Linie ein sicheres Auto“, stellt Bräuer klar. Diese Haltung passe zum Leitbild von DEKRA, den Bus mit derselben Gründlichkeit zu prüfen wie jedes andere Fahrzeug – unter Einbeziehung der Anforderungen aus den frühen 1960er Jahren, dem vermuteten Zeitraum der Erstzulassung. Das Ziel: Bis Ende des Jahres soll der Kelly-Bus fit sein – optisch, technisch und formal. Wenn alles klappt, wird Joey Kelly dann mit frischen Papieren zur Zulassungsstelle fahren können.
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