2020-10-14T11:46:03+0000

Corona-Virus hält sich länger auf Oberflächen

Krank durch Türklinke, Kofferraumdeckel oder Lenkrad? Von wissenschaftlicher Seite gilt eine Ansteckung mit dem Corona-Virus durch Hautkontakt mit infizierten Oberflächen bisher als eher unwahrscheinlich. Eine von der australischen Wissenschaftsbehörde „Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation“ (CSIRO) vorgestellte Studie weist nun nach, dass das Virus deutlich widerstandsfähiger sein könnte, als bislang angenommen. ## Erstattung von Zusatzaufwand von Corona-Schutzmaßnahmen in Betrieben überdenken? [Anfang Oktober stellten die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL) gemeinsam mit dem Allianz Zentrum für Technik (AZT) ihre Studie zu Corona-Maßnahmen und Desinfektion in Reparaturfachbetrieben vor.](https://www.schaden.news/de/article/link/41932/ifl-temi-2020-zeit-und-materialstudie-desinfektion) Die australische Studie wirft nun ein Schlaglicht auf die aktuelle Diskussion in Deutschland, ob der Zusatzaufwand von K&L-Betrieben von Kfz-Versicherern und Schadensteuerern nicht doch wieder erstattet werden muss. [schaden.news berichtete über erste Gerichtsurteile zu diesem Thema.](https://www.schaden.news/de/article/link/41930/gerichtsurteil-kosten-fuer-zusaetzliche-desinfektionsmassnahmen) ## Virus bis zu 28 Tage auf Oberflächen nachweisbar Um was geht es bei der jetzt vorgelegten Untersuchung genau? Die am Australian Centre for Disease Preparedness (ACDP) in Geelong durchgeführte Untersuchung geht deutlich über bisherige, vergleichbare Studienergebnisse hinaus: Abhängig von der Umgebungstemperatur könne das Virus auf glatten Oberflächen (Edelstahl, Glas, Vinyl) bis zu 28 Tage überleben, folgern die Wissenschaftler in dem am 7. Oktober in der Fachzeitschrift Virology Journal veröffentlichten Artikel. Bei Raumtemperatur (20 Grad Celsius) hielten sich die Erreger am längsten, auf porösen Oberflächen (z.B. Baumwolle) und besonders bei höheren Temperaturen reduzierte sich dieser Wert auf sieben Tage (30°C) bzw. 24 Stunden (40°C). Widerspruch aus der Fachwelt ließ auch hier nicht lange auf sich warten, denn die Australier führten ihre Untersuchungen unter Ausschluss von Sonnenlicht durch, dessen UV-Anteil bekanntlich keimtötende Wirkung hat. Laut dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liegen jedenfalls bislang keine Fälle von Corona-Infektionen vor, die über z.B. Türklinken, Smartphone-Oberflächen oder Griffe an Einkaufswägen übertragen worden sind. Schmierinfektionen, hervorgerufen durch Kontakt mit zuvor kontaminierten Oberflächen, seien aber dennoch nicht auszuschließen. ## Hygienemaßnahmen bieten wirksamen Schutz Trotz nach wie vor uneinheitlicher Interpretationen seitens der Wissenschaft dürften die jüngsten Forschungsergebnisse den Befürwortern strikter Desinfektionsmaßnahmen ein weiteres Argument an die Hand geben. Auch die ACDP-Vizedirektorin, Dr. Debbie Eagle, betonte, dass die nachgewiesene Überlebensdauer des Virus die „Notwendigkeit geeigneter Praktiken wie regelmäßiges Händewaschen und Oberflächenreinigung bestärke“. Als in der Praxis bewährte Maßnahmen zur Verringerung der Virenbelastung auf Oberflächen gelten die Wischdesinfektion und die Kaltverneblung von Natriumhypochlorid. [Weiterführende Informationen zur Vorgehensweise und Abrechnung der Arbeitsschritte liefert die neue Zeit- und Materialstudie, die gemeinsam vom Allianz Zentrum für Technik (AZT), dem Zentralverband Karosserie und Fahrzeugtechnik (ZKF) sowie der Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL e.V.) durchgeführt wurde.](https://schaden.news/de/article/link/41932/ifl-temi-2020-zeit-und-materialstudie-desinfektion) ## Unterschiedliche Aussagen zur Überlebensfähigkeit von SARS-CoV-2-Viren Zur Stabilität von Coronaviren in der Umwelt gibt es keine einheitlichen Aussagen, da
diese neben dem Virusstamm auch von der Virusmenge sowie weiteren Faktoren (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Oberflächenstruktur) abhängt. Die wohl einflussreichste Studie stammt vom US-Gesundheitsinstitut NIH und der Seuchenschutzbehörde CSC und wurde im März veröffentlicht. Dabei wurde festgestellt, dass die Viren auf Kunststoff (72 h) und Edelstahl (48 h) am längsten, und auf Papier (24 h) und Kupfer (4 h) am kürzesten überdauern. Bereits im Februar hatte eine Untersuchung der Universität Greifswald ergeben, dass sich die Viren bei Raumtemperatur bis zu neun Tage, im Schnitt aber zwischen vier und fünf Tagen, halten und infektiös bleiben könnten. Tests mit verschiedensten Desinfektionslösungen hätten gezeigt, dass „Mittel auf der Basisvon Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorit gegen die Coronaviren gut wirksam sind“, heißt es auf der Website der Greifswalder Uni. Im Zuge der im Mai vorgestellten „Heinsberg-Studie“ folgerte das Forschungsteam um die Bonner Professoren Hendrik Streeck und Gunther Hartmann, dass Oberflächen bei der Übertragung offenbar nur eine untergeordnete Rolle spielten. Einschränkend hieß es allerdings schon hier, dass die vorgefundene geringe Virenkontamination auf Oberflächen möglicherweise auch auf intensivere Reinigungsmaßnahmen in den bereits betroffenen Haushalten zurückzuführen sei.
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