2025-10-22T08:45:19+0000

ZKF widerspricht GDV: „Freie Werkstätten sind nicht die Kostentreiber“

Mit deutlichen Worten reagiert der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) auf die jüngste Analyse des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Versicherer hatten darin steigende Reparaturkosten vor allem mit höheren Stundenverrechnungssätzen (SVS) begründet – im Schnitt über 200 Euro pro Stunde. Der ZKF bezieht klar Stellung und widerspricht dem entschieden. ## Bruttowerte und Mischdaten verzerren das Bild ZKF-Präsident Arndt Hürter macht klar, dass der GDV mit Bruttowerten gerechnet habe und damit ein verzerrtes Bild der Werkstattrealität zeichne. „Nur einheitliche Datenstrukturen schaffen eine Vergleichbarkeit in der Außenkommunikation“, betont der Verbandspräsident. „In der Studie des GDV wurden Brutto-Werte der SVS veröffentlicht. Um eine Vergleichbarkeit mit betrieblichen Daten vorzunehmen, müssen Netto-Werte der Stundenverrechnungssätze (SVS) zunächst korrigiert werden – so liegen wir bei Karosseriearbeiten der GDV-Studie bei ca.163,62 Euro und Lackarbeiten von 178,20 Euro pro Stunde ohne gesetzliche Mehrwertsteuer.“ [Auf diesen Umstand hatte auch die schaden.news-Redaktion in ihrem Beitrag vom 8. Oktober hingewiesen.](https://schaden.news/de/article/link/44736/gdv-durchschnittliche-svs-ueber-200-euro-wie-kommt-wert-zustande) Darüber hinaus kritisiert der Verband, dass die Datengrundlage von DEKRA auf einem Mix aus freien und markengebundenen Betrieben basiere. Da Markenwerkstätten teils zwischen 300 und 500 Euro pro Stunde berechnen, werde der rechnerische Durchschnitt künstlich nach oben getrieben. Auch unterscheide sich der „ausgehängte SVS“, den Kunden im Betrieb sehen, deutlich vom tatsächlich erzielten Satz, der betriebswirtschaftlich relevant ist. Faktoren wie Auslastung, Materialpreise oder Investitionen spielten dabei eine entscheidende Rolle. ## Branchenrendite stagniert seit Jahren Besonders widerspricht der ZKF dem Eindruck, freie Werkstätten würden auf Kosten der Versicherer hohe Gewinne erzielen. Der jährliche Branchenbericht des Verbands belege das Gegenteil: Die operative Rendite der reparierenden Betriebe sei seit Jahren rückläufig. „Noch immer liegt das EBITDA der reparierenden Betriebe im Karosserie- und Fahrzeugbau unter dem weiterhin gewünschten Ergebnis“, heißt es in der Pressemeldung des Verbandes. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während der GDV über hohe Werkstattpreise spricht, zeigt der ZKF-Bericht eine massive Verschlechterung der EBITDA-Werte der freien Betriebe in den vergangenen 20 Jahren. ## Freie Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten Tatsächlich kämpfen freie Fachbetriebe laut dem Branchenverband seit Jahren mit steigenden Lohn-, Energie- und Materialkosten. Die kontinuierliche Anpassung der Stundenverrechnungssätze ist daher eine logische Konsequenz. ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm ergänzt in diesem Zusammenhang: „Der betrieblich erzielte SVS trägt maßgeblich zum betriebswirtschaftlichen Erfolg für das Unternehmen bei. Dieses Vorgehen ist für Betriebe überlebenswichtig, um zahlungsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Die steigenden Stundensätze sind dennoch keinesfalls der Hauptgrund für die insgesamt steigenden Reparaturkosten, wie der ZKF mehrfach betont. „Die wahren Gründe für die steigenden Kosten liegen im starken Anstieg der Ersatzteilpreise und Lackmaterialien“, resümiert Arndt Hürter und verweist darauf, dass die[ Ersatzteilkosten in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 70 Prozent zugelegt](https://schaden.news/de/article/link/44739/ersatzteilpreise-von-2024-auf-2025-erneut-gestiegen) hätten. ## „Äpfel dürfen nicht mit Birnen verglichen werden“ Im Fazit fordert der ZKF mehr Sachlichkeit in der öffentlichen Diskussion. „Angaben von Daten müssen vergleichbar sein – Äpfel dürfen nicht mit Birnen verglichen werden“, mahnt Arndt Hürter. Die Versicherer dürften die Werkstätten nicht allein für steigende Prämien verantwortlich machen. Stattdessen – so appelliert der Verbandspräsident – sollten sie die Verbraucher offen über die tatsächlichen Kostentreiber informieren und die Stundenverrechnungssätze für freie Betriebe fair kalkulieren.
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