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2025-05-27T09:07:24+0000

ZKF-Branchentreff: IT-Sicherheit, Regress und Fahrerassistenzsysteme im Fokus

IT-Sicherheit, Regress und Auswirkungen der Instandsetzung auf Fahrzerassistenzsysteme – das waren nur einige der Fokusthemen beim ZKF-Branchentreff vergangene Woche (23. Mai) in Weimar. Mit 450 Teilnehmenden war die Veranstaltung laut den Veranstaltern ausgebucht. Erstmals konzentrierte sich der Branchentreff nur auf einen Tag und vereinte dabei gleichzeitig Pkw- und Nutzfahrzeugsymposium an einem Ort. ZKF-Präsident Arndt Hürter, in diesem Jahr zum zweiten Mal Gastgeber der Veranstaltung, streifte in seiner Ansprache an das Publikum zahlreiche Themen, vor denen K&L-Betriebe derzeit stehen. Er forderte, das Handwerk sichtbar zu machen und gemeinsam eine starke Branchenstimme zu bilden, um Herausforderungen wie Bürokratie, hohe Ersatzteilpreise und Fachkräftemangel gemeinsam zu bewältigen. Zudem warnte Arndt Hürter vor der geplanten Altautoverordnung, die Existenzen bedroht, und mahnte, die Freiheit der fachgerechten Reparatur zu verteidigen. Der ZKF-Präsident bemängelte in seiner Rede das teilweise fehlende Vertrauensverhältnis zwischen Kfz-Versicherern und Betrieben. Dies sei schwer wiederherzustellen. Mit der mangelnden IT-Sicherheit in einigen Betrieben sowie der fehlerhaften Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen schnitt Anrdt Hürter zwei weitere Themen an, die im Verlauf des Tagesprogramms von Experten noch einmal ausführlicher behandelt wurden. ## Live-Demo zu Cyberkriminalität: So leicht können Hacker zuschlagen So sensibilisierte der IT-Sicherheitsexperte Leon Klein in seinem Vortrag „Tatort www“ die Betriebe dafür, wie leicht Cyberkriminelle die Kontrolle über IT-Systeme und Daten erlangen können und wie wichtig es daher auch für K&L-Unternehmen ist, sich abzusichern. Beispielsweise demonstrierte er live vor Ort, wie einfach es für Hacker ist, Smartphones auszulesen, Passwörter zu knacken, Identitäten zu stehlen oder ganze Netzwerke lahmzulegen. Die Reaktionen im Saal zeigten, dass Leon Klein mit diesem Thema einen Nerv getroffen hatte
und die Sicherheit der eigenen IT-Systeme bei so manchem bisher wohl unterschätzt worden ist. ## „Sie brauchen keine Angst vor Regressen haben, solange Sie sich an einfache Spielregeln halten“ Unterschätzt wird häufig auch die Schlagkraft und Bedeutung der Sachverständigengutachten. Seit mehreren Jahren appelliert Rechtsanwalt Henning Hamann, Geschäftsführer der Kanzlei Voigt, in seinen Vorträgen an die Betriebe, nicht mit Kostenvoranschlägen zu arbeiten – und das tat er auch in Weimar wieder. [Denn die Regresswelle rollt, wie die Kanzlei erst kürzlich in einem Sonderwebinar zum Thema betonte.](https://schaden.news/de/article/link/44529/zusammenfassung-sonderwebinar-kanzlei-voigt-regresse) Auf gewohnt unterhaltsame Weise erklärte der Rechtsexperte beim ZKF-Branchentreff, warum die klassischen Rechnungskürzungen seit den BGH-Entscheidungen zum Werkstattrisiko im vergangenen Jahr ausgedient haben. Laut Henning Hamann sind Regressforderungen die einzige verbleibende Möglichkeit für Kfz-Versicherer, um vermeintliche Überzahlungen von der Werkstatt zurück zu fordern. Doch der Rechtsanwalt betonte auch: „Sie brauchen keine Angst vor Regressen haben, solange Sie sich an einfache Spielregeln halten.“ Und dazu gehört die Reparatur auf Basis eines Gutachtens und der damit einhergehende Verweis auf der Reparaturrechnung. ## FAS-Kalibrierung: „Es fehlt an einheitlichen Standards seitens der OEMs“ Ein weiteres Thema, das in Weimar auf dem Podium intensive Beachtung fand, waren die unerkannten Gefahren durch falsche Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen und die Folgen für die Werkstatt. Im ersten Teil erklärte Jeffrey Killian, ZDK-Vorstand, Vizepräsident der ZDK Bundesfachgruppe sowie Landesinnungsmeister Rheinland-Pfalz, dass es an Standards bei der fachgerechten Kalibrierung von Fahrerassistenzssystemen mangele. Dies liege unter anderem an nicht einheitlichen Herstellervorgaben sowie an der unzureichenden Datenverfügbarkeit für die Werkstätten aufgrund von „closed shops“ der Hersteller. Der Verband habe sich zum Ziel gesetzt, zum einen bei den Betrieben das Bewusstsein für diese Grundvoraussetzungen zu schaffen, zum anderen mit den Herstellern zu sprechen, um eine einheitliche Regelung seitens der OEMs zu erreichen. So fordere der Verband einen freien und fairen Zugang zu Daten für die Werkstätten. Auf der anderen Seite sei aber auch die Qualifizierung der Mitarbeiter
in den Betrieben ausschlaggebend für eine fachgerechte FAS-Kalibrierung. Daher führe der Verband herstellerübergreifende Pilotschulungen für die Werkstätten durch. ## KTI zeigte häufigste Fehlerursachen für falsch kalibrierte FAS auf Wie gravierend eine fehlerhafte Instandsetzung von Kamera- und Radarsensoren für die Funktionsfähigkeit der Fahrerassistenzsysteme tatsächlich ist, zeigte im Anschluss Helge Kiebach, Geschäftsführer beim Kraftfahrzeugtechnischen Institut (KTI). Er wies darauf hin, dass die Fehlerursache unter anderem in einer mangelhaften Ausrichtung weitreichender Sensoren oder auch in der nachträglichen Beschichtung an abgedeckten Sensoren liegen könne. Helge Keibach geht davon aus, dass die Sensorik in Fahrzeugen und somit auch die Fehleranfälligkeit zukünftig weiter zunehmen wird. [Umso wichtiger sei in Zukunft eine fachgerechte und rechtssichere Reparatur.](https://schaden.news/de/article/link/44234/nachlackieren-sensorbereich-messtechniken-werden-immer-wichtiger) Hierbei sei ausschlaggebend, dass die Fahrzeuge nach individuellen, tagesaktuellen und originären Herstellervorgaben repariert werden. Zudem empfahl der KTI-Geschäftsführer den Betrieben, alle Arbeiten lückenlos zu dokumentieren, für die Instandsetzung geeignete Geräte und Ausstattung zu verwenden und nur durch qualifiziertes Personal durchführen zu lassen. ## „Training, Know-how und Ausbildung sind fundamental wichtig“ Gutes Fachpersonal, dass fortlaufend weiterqualifiziert wird, sieht auch Jochen Kleemann, Geschäftsführer PPG Deutschland Sales & Services GmbH, als eine der wichtigsten Säulen in K&L-Betrieben. Der Lackhersteller unterstützt die Betriebe deshalb seit Jahren mit einem [umfangreichen Trainingsprogramm, dass sich stets an den aktuellen Marktherausforderungen orientiert](https://schaden.news/de/article/link/44335/ppg-trainingsprogramm-2025). „Training, Know-how und Ausbildung sind fundamental wichtig“, betonte Jochen Kleemann gegenüber schaden.news in Weimar. Zu welchen Höchstleistungen junge Menschen auflaufen, wenn sie von ihren Ausbildungsbetrieben motiviert und unterstützt werden, zeigte sich auch an den Gewinnern der German Craft Skills, die im Rahmen des ZKF-Branchentreffs öffentlich geehrt wurden. [Im November waren zwölf Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikergesellen in Alsfeld angetreten](https://schaden.news/de/article/link/44270/german-craft-skills-2024-rueckblick), um in den beiden Fachrichtungen Karosserieinstandhaltungstechnik und Karosserie- und Fahrzeugbautechnik die Besten der Besten zu ermitteln. Am Ende landeten Carlo Da Ri, Amin Hatum und Tom Hameister sowie Moritz Günther, Fabian Ferring und Ethan Darius Frind auf dem Siegertreppchen. Der Applaus am Weimar vergangene Woche gehörte ganz ihnen. ## Save the Date: Branchentreff 2026 in Köln Neben dem vielfältigen Fachprogramm stellten namhafte Ausrüster und Schadendienstleister ihre Lösungen in einer umfangreichen Fachausstellung vor. Zudem erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ausgiebig zu netzwerken. Nach dem Branchentreff ist vor dem Branchentreff. Die nächste Auflage der Veranstaltung findet kommendes Jahr vom 7. bis 8. Mai in Köln statt, gemeinsam mit der 100. Jubiläumsfeier der Karosseriebauerinnung Köln.