2023-06-07T11:10:52+0000

Reparatur- und Wartungsverhalten im Langzeittrend: Freie Werkstätten auf dem Vormarsch

Es heißt nicht umsonst: „Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind“. Die aktuelle Mobilitätsstudie der HUK-Coburg bestätigt dies, denn für einen Großteil der befragten Bürgerinnen und Bürger (72 Prozent) bleibt das Auto auch in Zukunft das beliebteste Fortbewegungsmittel. Entsprechend viel Wert legen die Pkw-Halter auf Pflege, Instandhaltung und Reparatur ihres Fahrzeuges. Und dafür setzen sie immer stärker auf freie Werkstätten – wie im Langzeittrend des DAT-Reports deutlich wird. ## Marktanteil freier Werkstätten steigt weiter Während freie Werkstätten im Jahr 2013 nur einen Markenanteil von 25 Prozent gegenüber Markenwerkstätten mit 56 Prozent hatten, hat sich dieses Verhältnis in den letzten zehn Jahren massiv verschoben. Bei den Werkstattarbeiten für das Jahr 2022 konnten die freien Werkstätten im Vergleich zum Vorjahr von 36 auf 37% leicht zulegen, während der Anteil der Markenwerkstätten im gleichen Zeitraum von 45 auf 44% schrumpfte. Auch die sogenannten Systemanbieter, also Werkstätten, die sich einem Franchisesystem angeschlossen haben, verdoppelten ihren Marktanteil seit 2013 von 4 auf 8 Prozent im Jahr 2022. Wie stark der freie Werkstattmarkt in der letzten Dekade zugelegt hat, zeigt sich auch an der Gesamtzahl der Werkstätten: Waren es 2013 noch 21.000 freie und 17.500 markengebundene Betriebe, sank die Zahl der Markenbetriebe auf 14.290, währen die freien Betriebe auf 22.130 Standorte zulegten. ## Durchführung von Verschleißreparaturen immer häufiger in freien Werkstätten Ein Grund dafür ist, dass immer mehr Pkw-Halter für notwendige Verschleißreparaturen auf das Know-how freier Werkstätten setzen. In den letzten zehn Jahren ist ihr Marktanteil von 39 Prozent in 2013 auf 56 Prozent in 2022 gestiegen. Die Markenbetriebe verloren im gleichen Zeitraum 15 Prozent und erreichten im letzten Jahr einen Marktanteil von 31 Prozent. Der Anteil der Pkw-Halter, die Reparaturen im Do-it-yourself-Verfahren durchführen, liegt hingegen seit über einem Jahrzehnt im niedrigen zweistelligen Bereich (2008: 16 Prozent; 2013: 14 Prozent; 2022: 13 Prozent), denn für Laien sind Instandsetzungsmaßnahmen ohne Spezialwerkzeug und qualifiziertes Fachwissen immer seltener durchführbar. Im letzten Jahr wurden die meisten Reparaturen an „Verschleißteilen“ (67 Prozent) durchgeführt. Bei den „Aggregaten und Elektrik“ z. B. Motorelektrik, Getriebe, Lichtmaschine oder Steuergeräte waren es 36 Prozent, bei „Fahrwerk und Karosserie“ noch 29 Prozent. ## Reparaturhäufigkeit in letzten 20 Jahren halbiert Allerdings ist die Gesamtzahl der Reparaturarbeiten selbst rückläufig. 2022 wurden laut Erhebung im DAT-Report nur noch 0,40 Reparaturen pro Fahrzeug durchgeführt – ein neues Allzeittief. Zum Vergleich: 2002 waren es mit 0,80 Reparaturen pro Fahrzeug noch doppelt so viel. Die Gründe für diesen seit Jahren rückläufigen Wert liegen laut DAT unter anderem an den teils zögerlichen Investitionen in den letzten drei Jahren, sowie – zuvorderst – an der inzwischen deutlich besseren Standfestigkeit der verbauten Komponenten. Das spiegelt sich auch darin wider, dass immer weniger Befragte überhaupt eine Reparatur haben durchführen lassen. Waren es zu Beginn der Analyse des DAT-Reports im Jahr 1974 noch 86 Prozent aller Pkw-Halter, sank dieser Wert vor 20 Jahren auf knapp über 40 Prozent, und 2022 bestätigten nur noch 30 Prozent der Befragten, dass sie Reparaturen durchführen lassen haben. ## Große Inspektionen in Markenwerkstatt, Wartungen hauptsächlich in freien Betrieben Noch deutlich die Nase vorn haben die Markenwerkstätten hingegen bei den großen Inspektionen. Laut der Ergebnisse im DAT-Report haben 58 Prozent der Befragten die großen Inspektionen in einer Markenwerkstatt durchführen lassen. Bei kleinen Inspektionen liegen Markenwerkstätten (48 Prozent) fast gleich auf mit freien Betrieben (47 Prozent). Für sonstige Inspektionen wie z. B. Urlaubs- oder HU-Vorabchecks gehen die Pkw-Halter hingegen mehrheitlich in freie Betriebe (60%). Bei den Wartungen steigt mit dem Alter des Fahrzeugs auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Befragten diese in freie Werkstätten durchführen lassen – was vermutlich mit dem Auslaufen der Garantie zutun hat. Bei jungen Modellen von unter vier Jahren lassen 78 Prozent der Befragten die Wartungen in der Markenwerkstatt durchführen, sind die Fahrzeuge 10 Jahre oder älter, gehen nur noch 23 Prozent der Umfrageteilnehmer für die Wartung in die markengebundene Werkstatt.
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