2018-08-29T18:17:21+0000

Diskussion um Axa Teilevertrieb Alpha Scale

Nach wie vor ist den K&L-Betrieben der Teilevertrieb von Kfz-Versicherern ein Dorn im Auge. „Der administrative Aufwand steigt erneut, wenn bei jedem Schaden eine andere Teileplattform genutzt werden muss“, heißt es bei verschiedenen Betriebsinhabern. Auch die Teilemarge sei in Gefahr, da aufgrund der rabattierten Teilepreise der Margenanteil zurückgehen würde. Dem Widerspricht jetzt die Axa Versicherung auf Nachfrage von colornews.de | schaden.news. „Beim Teilebezug über unsere Plattform Alpha Scale garantieren wir die Marge des Betriebes auf den UPE-Preis des Herstellers“, erklärte Daniel Engels, Leiter Strategisches Schadenmanagement des Versicherers. Nach Ansicht der Axa bedeutet das: Nicht der rabattierte Ersatzteilpreis ist für die Teilemarge der Werkstatt bei Alpha Scale ausschlaggebend, sondern die unverbindliche Preisempfehlung des OEM. ## „Prozesse laufen noch nicht optimal“ Kritik an Alpha Scale kommt unterdessen vom Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP). Zwar bestätigt Geschäftsführer Robert Paintinger gegenüber colornews.de, dass die Teilemarge für die Partnerwerkstätten trotz rabattierten Preisen auf den UPE-Niveau bestehen bleibe, jedoch sei der Aufwand für das Handling in den Betrieben deutlich gewachsen. „Fakt ist, dass die Bestellung von Ersatzteilen über Alpha Scale immer wieder zusätzliche Tätigkeiten für die Betriebe bedeuten“, betonte Geschäftsführer Robert Paintinger. Zudem sei der Bestellprozess an sich noch nicht optimal. „Die letzten eineinhalb Jahre Alpha Scale haben gezeigt, dass es regelmäßig zu Lieferverzögerungen kam und die Prozesse schlecht organisiert waren.“ Der Verband fordert eine höhere Beteiligung an dem Profit, den die Axa Versicherung beim Teilegroßhandel erzielt „Es kann nicht sein, dass der Versicherer mit dem Mehraufwand in den Betrieben Geld verdient.“ Der BVdP verhandelt derzeit mit der Axa Versicherung darüber, bessere Konditionen zu erreichen.
## Keine Sperrungen von Reparaturaufträgen? Die Axa Versicherung dementierte zudem gegenüber colornews.de, dass es zu Sperrungen von Partnerwerkstätten bei Reparaturaufträgen gekommen sei, die nicht bei der Teileplattform Alpha Scale bestellt hätten. [Dieser Vorwurf wurde in den vergangenen Wochen von K&L-Betrieben erhoben.](https://schaden.news/de/article/link/40643/druck-bei-ersatzteilen-steigt) Gleichwohl bestätigte Daniel Engels: „Die Quote der Ersatzteilbestellungen bei Alpha Scale fließt in das Scoring der Betriebe ein, das wiederum Einfluss auf die Steuerung der Reparaturaufträge hat.“ Es gebe keinen Automatismus, vielmehr sei die Gesamtbetrachtung aller Kosten entscheidend. In einem schriftlichen Statement das colornews.de vorliegt heißt es zum Bestellprozesse: „Die Werkstatt sieht über unsere Plattform das Angebot in Echtzeit und erhält auch sehr transparent Informationen zu Lieferzeiten. Sie kann dann entscheiden, ob diese für den Reparaturprozess und die Kapazitätsplanung der Werkstatt passen. Es besteht keine Pflicht zur Bestellung über die Plattform.“ Robert Paintinger bewertet diese Aussage wie folgt: „Natürlich hat die Axa Versicherung ein Interesse Reparaturaufträge und Ersatzteilbestellung möglichst eng miteinander zu koppeln. Die Betriebe wurden in den letzten Monaten schon sehr genau auf diesen Umstand hingewiesen.“ Wer wenig bestelle, erhalte auch weniger Aufträge, so die Erfahrung der BVdP Mitgliedsbetriebe. „Genau das kann doch nicht richtig sein. Dass wir als Partnerbetriebe ständig an der Verbesserung unserer Prozesse arbeiten müssen, um unsere Kosten niedrig zu halten und dann kommt ein Versicherer und will uns einen weiteren, völlig unausgegorenen Prozess aufzwingen, der allein ihm hilft, aber uns Partnerwerkstätten keinerlei Vorteile bringt.“ ## „Freiheit der Teilebestellung ist entscheidend“ Der Bundesverband spreche sich nicht gegen die Vielfalt von Teileplattformen aus unterstreicht Robert Paintinger. „Aber wir wollen, dass die Betriebe die Freiheit haben, bei der Plattform bestellen zu können die für sie die beste ist. Teileplattformen müssen sich durch ihre Qualität und Konditionen als zuverlässige Partner empfehlen. Die Betriebe dürfen nicht durch Zwangsmaßnahmen dazu getrieben werden, über eine bestimmte Plattform bestellen zu müssen. Wenn Alpha Scale die geforderte Qualität und Konditionen im Wettbewerb mit anderen Teileplattformen zuverlässig liefert, hat AlphaScale auch aus unserer Sicht eine absolute Existenzberechtigung.
Wenn Alpha Scale das nicht liefern kann, kann es auch kein Partner für die Betriebe sein.“ ## Kostentreiber Ersatzteil bleibt Dauerbrenner Die Axa Versicherung hat wie viele andere Kfz-Versicherer „die Entwicklung der Ersatzteilpreise in den letzten Jahren als Hauptkostentreiber bei Kfz-Schäden identifiziert.“ Mit der 2017 gegründeten Teileplattform Alpha Scale will sie gegensteuern und Kosten reduzieren: „Wir wollen aktiv gegen den Trend steigender Ersatzteilpreise steuern.“ Ob dies den Kfz-Versicherern und speziell der Axa gelingt bezweifeln Brancheninsider. „Die Einkaufsplattformen werden nicht dafür sorgen, dass die Automobilhersteller die UPE-Preise reduzieren“, heißt es bei Experte. In der Branche wird vermutet, dass die Plattformen daher früher oder später auch Originalmarkenteilen (Ident-Teile) vertreiben wird. Dann würde der Dauerbrenner Ersatzteil erneut Fahrt aufnehmen.