2025-07-02T09:19:06+0000

IFL-TeMi Teil 2: Airbag- und Rückhaltesysteme treiben Aufwand und Kosten in die Höhe

Im zweiten Teil der technischen Mitteilung zu nicht vorhersehbaren Reparaturkosten beleuchtet die Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung (IFL) die Herausforderungen bei der Instandsetzung ausgelöster Airbag- und Rückhaltesysteme am Beispiel eines VW Touran (Modell 5T1, Baujahr 2024). Während sich der erste Teil der IFL-Serie auf verdeckte Struktur- und Karosserieschäden konzentrierte, legen die Experten in Teil 2 den Fokus auf die sicherheitsrelevanten Bauteile im Innenraum. Die zentrale Botschaft: Ohne tiefgreifende Diagnose, VIN-spezifische Reparaturinformationen und sachverständige Begleitung ist eine vollständige Kalkulation kaum möglich [(IFL TeMi 10/25 hier herunterladen)](https://schaden.news/download/link/jdwr). ## Sachverstand und Diagnose vor Reparaturbeginn sind Pflicht Nach einem Unfall mit ausgelösten Airbags und Gurtstraffern ist eine präzise Systemanalyse unerlässlich. Dazu gehört die vollständige Fehlerauslesung der Steuergeräte, insbesondere der Airbag- und Rückhaltesysteme. Nur mit diesen Daten lassen sich Rückschlüsse auf die Auslösereihenfolge und betroffene Komponenten ziehen. Die IFL betont, dass auch Informationen zum Unfallhergang – wie die Anzahl der Insassen – entscheidend sein können, etwa zur Prüfung der Sitzbelegungssensoren. ## Austauschkriterien oft strenger als erwartet Der Reparaturleitfaden von VW definiert klare Vorgaben für den Austausch pyrotechnischer, mechanischer und elektrischer Bauteile. So muss das Steuergerät für das Airbagsystem bereits dann ersetzt werden, wenn es nach dreifacher Auslösung oder bei Tunnelverformung beschädigt ist. Ausgelöste Airbags, Gurtstraffer, der Zünder der Batterieunterbrechung sowie eine Vielzahl an Sensoren und Verkleidungsteilen müssen in diesem Fall ebenfalls erneuert werden. Besonders hervorzuheben ist: Bauteile mit Schmauchspuren oder Deformation dürfen nicht rückverformt, sondern müssen stets ersetzt werden – dies betrifft etwa das Lenkrad oder die Schalttafelstützen. ## Komplexe Bauteilübersicht erschwert Planung und Kalkulation Die Reparaturleitfäden enthalten umfangreiche Einzelangaben zur De- und Montage aller sicherheitsrelevanten Komponenten – vom Sitzbelegungssensor über Crashsensoren bis hin zu den Gurtkomponenten in jeder Sitzreihe. Neben den Montagehinweisen werden auch alle Sicherheitsvorschriften, benötigte Spezialwerkzeuge und Drehmomente aufgeführt. Die IFL weist darauf hin, dass selbst bei einzelnen ausgelösten Systemen zusätzliche Teile betroffen sein können, beispielsweise bei verformten Befestigungspunkten oder in Folge mechanischer Beanspruchung im Innenraum. ## Kostenrisiko ohne Berücksichtigung aller Zusatzpositionen Werkstätten stehen vor der Herausforderung, diese umfangreichen Austauschkriterien vollständig in ihre Kalkulation aufzunehmen. Ohne Zusatzpositionen – etwa für verdeckte Verkleidungsteile, Innenraumkomponenten, Steuergeräte, Sensoren oder pyrotechnische Bauteile – ist eine vollständige Kostenermittlung nicht möglich. Die IFL warnt daher in der TeMi vor einem überstürzten Reparaturbeginn ohne Reparaturfreigabe und Kostenübernahmebestätigung. Im Falle des VW Tourans war die Reparatur wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, weshalb die Leasinggesellschaft das Fahrzeug unrepariert veräußerte.